AUSTRIA MUNDI


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Maitre Leherb

Dr.Günther Berger

In memorian Maitre Leherb
Rudoilfinerhaus, 1190 Wien, Billrothstraße 78
14. bis 27.März 11998

Au Initiative der 1882 - 1894 nach Plänen von Franz Ritter von Gruber (20.076.1837 Wien - 01.11.1918 Wien) erbauten und am 14.November 1885 in Anwesenheit des Kronprinzenpaares Rudolf und Stefanie sowie von Johann Nepomuk Joseph Maria Stanislaus Thaddäus Ambrosius Angelikus Blasius Graf Wilczek, Frei und Bannerherr von Hultschin und Gutenland, Herr auf Seebarn und Tresdorf, Polnisch Ostrau und Hirnschau (07.12.1837 Wien I, Herrengasse 5 -27.01.1922 Wien I, Herrengasse 5) eröffnete Krankenanstalt Rudolfinerhaus wurde erstmals der Öffentlichkeit bisher nicht bekannte Ölbilder Maitre Leherbs gezeigt.

Die Ausstrellung wurde Samstag 14.März 1998 in Anwesenheit des Botschafters von Oman des Kulturattaches der BRD, des Kulturrates von Faenza, von Bezirksvorsteher Tiller und SR Mag. Dr. Bernhard Denscher durch Altbundespräsident Dr- Rudolf Kirchschläger (20.03.1915 Obermühl,Niederkappel - 30.03-2000 Wien) eröffnet.Nach der musikalischen Einleitung des Kammermusikensembles des TU-Orchester (W.A.Mozart, Quartett in C-Dur, Thema mit Variationen) und den Begrüßungsworten des Direktors des Rudolfinerhauses Primarius MR Dr. Osama Hamid und Raiffeisenlandesbankdirektor Dr- Alfred Zupancic sowie einem weiteren Musikstück (W.A.Mozart, Quartett in D-Dur, Adagio) dankt die Witwe Liselotte Cäcilia Profoss-Leherb (geb. am 16.11.1934 in Wien) für die Exposition sowie die Möglichkeit, daß ihr Gemahl im Krankenzimmer malen durfte.

Hofrat Dr. walter Koschatzky (17.08.1921 Graz - 09.05.2003 Wien) erinnert an die Worte Albrecht Dürers (1512) "inwendig voller Figuren" und dessen Kritik, "daß die Kunst des Malens nicht wohl geurteilt werden kann als von denen, die sie verstehen."

Helmut Karl Leherbauer wurde am 14.03.1933 in Wien - Alservorstadt geboren und zeichnete bereits im Kindergarten intensiv. 1948 begann er an der Akademie der bildende Künste und der Akademie für angewandte Kunst zu studieren. 1950 verübergehend auch in Stockholm. 1954 stellte er mit Lotte Profoss in der Galerie Wolfrum aus. 1959 mit Rudolf Hausner, Wolfgang Egon Harald Hutter und Anton Lehmden im Belvedere. Leherbs Bilder offenbaren eine"Sehnsucht nach dem Wunderbaren" (Muschik). Andre Breton nannte ihn "schwarzer Prinz des Surrealismus". 1960 zeigte Leherb Werke in der Galerie Verkauf. In einem Hamlet-Kostüm, mit langem Haar, nach unten weisendem SAchnurrbart, Brille mit beinem dunklen Glas, ausgestopfter Eule und lebenden weißen Mäusen kam er auch in die Albertina. 1958 bis 1965 asrbeitete Leherb an seinem "Zeiterstörungs-Manifest", das 1964 als Österreichs Beitrag zur Biennale in Venedig nominiert war, jedoch wenige Wochen vor Eröffnung der Biennale von Unterrichtsminister Piffl-Percevicz untersagt wurde. Dem intervenierenden Albertinadirektor Dr. Walter Kotschatzky erklärt der Minister: "Herr Direktor, Sie werden mir doch nicht einreden wollen, daß wir es hier noch mit einem Wahren, Guten und Schönen zu tun haben." Der große Preis der Biennale ging an Robert Rauschenberg.

Leherb übersiedelte nach Paris, wo er jedoch von der gesättigten einstigen Avantgarde so enttäuscht war, daß er Andre Breton (18.02.1896 Tinchebray, Department Orne - 28.09.1966 Paris) eine Weinkaraffe über den Kopf goß und nach Italien abreiste.

Auf Wunsch des planenden Architekten Dipl.Ing. Dr. Kurt Hlaweniczka (geboren am 05.01.1930 in Wien) wurde Leherb 1980 in sech Fayancemalereien "Die Kontinente" (je 8 x 8 m) für die Wirtschaftsuniversität Wien beauftragt. Nie zuvor war Fayance, die "Königin der Künste" (Botticelli) für solch riesige Flächen eingesetzt worden. In Faenza wurde "il Viennese" zum Cavaliere (einem der 12 Tribunen) ernannt und bekam einen Feiertag (19.September) dediziert. Diese 1992 vollendete Arbeit schädigte jedoch seine Gesundheit so sehr, daß er nach mehreren Spitalsaufenthalten am Samstag, 28.Juni 1997 im Rudolfinerhaus starb. Im Krankenzimmer schuf er 1996 bis 1997 "Nacht über Europa".

Altbundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger (20.03.1915 Niederkappel, Oberösterreich - 30.03-2000 Wien) verwies in der ihm eigen gewesenen humanistischen ergreifenden Weise in freier Rede darauf hin, daß auch die Gemeinde Wien spätestens zum 70 Geburtstagsjubiläum nicht von einer längst fälligen Leherb-Retrospektive dispensiert werden könne. Leherb war solch ein totaler Künstler, daß er nicht in Künstler und Alltagsmensch geteilt werden könne. Er war der Astrologie zugetan und wollte den Einfluß des Kosmos auf den Menschen erkunden. Altbundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger wurde auch im Zeichen der Fische geboren, jedoch mit weniger Skorpioneinfluß und glaubte nicht an die Astrologie. Leherbs Selbstinszenierung dürfte nicht verurteilt werden, da für Personen des öffentlichen Lebens von ihren Büros Werbung betrieben wird, ein Künstler jedoch zwangsläufig Angst haben muß, seine Gedankenwelt nicht an die Öffentlichkeit bringen zu können. Wenn Leherb sein künstlerisches Ziel erreicht hatte, fiel die Selbstinszenierung wie bei der Übergabe des Universitätsbrunnens ("Eine Tür für Eurydike") oder den Fayancebkachelbildern weg. Leherb hatte ein Gefühl der Verlassenheit, das nur durch seine treue Ehegattin gemildert wurde. Vom Tiefschlag (oder wie Leherb sagte Totschlag) der mit (seiner) Kunst überforderten österreichischen Bundesregierung hat er sich sein ganzes weitere Leben nicht mehr erholt. Angesicht seiner reichen Gedankenfülle und großen Phantasie ist bedauernswert, daß Leherb seine Gedanken nicht auch in Gedichten festhielt, weil er einen Drang zur Perfektion hatte, sich wieder vom Schaffen noch vom Material her etwas leicht machte. Sein Drang nach Vollendung ließ ihn immer wieder einen Pinselstrich hinzufügen. Leherb war überaus arbeitsfreudig und bereit, alles zu geben, wenn es nach seinem Willen/Muster arbeiten konnte. Er duldete keine Halbheiten. Trotzt allem, was er hierzulande erlitten hatte, ist Leherb immer ein Österreicher geblieben.

Erinnert sei auch an seine Altstadtverschönerung am Franziskanerplatz. M aitre Leherb schuf einen Beitrag Österreichs zur Kulturgeschichte Europas und damit wohl auch der Welt.

Prof. Dr. Günther Berger



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